Besedila: Konstantin Wecker. Das Deutsche Phänomen.
:
Hochste Zeit, Freunde, auch mal Bilanz zu ziehen
keine Freude, keine Angst - nicht um zu fliehen
sondern einfach mal so zwischendrin
nachzufragen, wo ich stehe, wo ich bin.
Uber zwanzig Jahre offentlich geschwitzt,
fruher oft verbissen, heut zumeist verschmitzt,
wunderbare Nachte mit Euch allen
selbst in viel zu kalten Mehrzweckhallen,
herrliche Konzerte voller Gluck,
die nimmt uns keiner, das kommt tausendfach zuruck.
Hab mich offentlich verstiegen und verirrt,
meine Feinde, meine Lieben oft verwirrt,
hab nie konstatiert, perfekt zu sein,
hab mich stets bemuht, nicht so geleckt zu sein,
hab mich au?erst selten angebiedert,
denn mich hat in erster Linie angewidert,
das, was hier in meinem Land so lastig ist:
Fast jeder Nachbar ist ein Doppel- oder Mehrfachmoralist.
Lieber erst einmal zur Seite gehn
und vertrocknet in der Ecke stehn,
niemals mittendrin, nur aus Versehen
sich nicht verrennen, nicht verbrennen,
druberstehn,
niemals lachen uber sich, nur uber irgendwen,
statt Esprit und Witz ein neues Theorem,
nur um Leichtigkeit in Schwere umzudrehn
manchmal sicher nutzlich, meist bequem.
Doch was machen sie, wenn sie die Sterne sehn
in lauen Nachten, die zum Himmel wehn,
sie lassen sich nicht fallen, niemals gehn.
Ist das nicht ein schreckliches Problem,
voller Leid dem Leben meist nur zuzusehn:
Freunde glaubt es mir, das ist das deutsche
Phanomen.
Ach, mir stinkt das neue Biedermeier,
die Verodung unsrer Sprache, die Familienfeier,
keine Nebensatze, nur Parolen,
ja, man schmuckt sich mit der Luge unverhohlen.
Und naturlich gibt es die, die Dir noch in die Augen sehn,
die noch nicht gebuckt durchs Leben gehn,
die nicht mitspielen, wenn die andern Stuck fur Stuck
ihre Selbstachtung verhokern fur ein Gluck,
das nur momentan behaglich ist,
doch am Ende au?erst fraglich ist.
Ach, meine Heimat ist kein Land, wo ich parier,
meine Heimat ist in erster Linie hier,
meine Lieder, meine Sehnsucht, mein Klavier
und ich bin sicher, meine Heimat seid auch Ihr.
Und jetzt wird es Zeit, den Ignoranten,
Neidhammeln und ewig Suffisanten
selbstherrlich, selbstfraulich sykophanten
ewig druberstehenden Intoleranten
auch einmal zuruckzugeben,
denn sie zeigen nichts von ihrem eignen Leben
und besudeln meins, stets aus der Ferne
mit ihrem aufgestauten Frust - ich stell mich gerne
und dann solln sie mir so unversohnlich
wie sie reden, wie sie schreiben, mir personlich
ihren Ha? und Neid Auge in Auge
um die Ohren schlagen, und ich glaube,
wenn so mancher erst mit mir allein ist,
fallt ihm auf, was er fur'n feiges Schwein ist.
Auch ich bin bereit fur weitre Dellen
und vielleicht gelingt es Euch, mich noch zu fallen,
doch was soll's, dann lieg ich eben
und wenn Ihr auf mich schei?t - Ihr schei?t daneben,
denn ich hab genommen und gegeben,
und das Wichtigste gespurt:
mich selbst und so viel Lieb und sattes Leben
Hochste Zeit, Freunde, auch mal Bilanz zu ziehen
keine Freude, keine Angst - nicht um zu fliehen
sondern einfach mal so zwischendrin
nachzufragen, wo ich stehe, wo ich bin.
Uber zwanzig Jahre offentlich geschwitzt,
fruher oft verbissen, heut zumeist verschmitzt,
wunderbare Nachte mit Euch allen
selbst in viel zu kalten Mehrzweckhallen,
herrliche Konzerte voller Gluck,
die nimmt uns keiner, das kommt tausendfach zuruck.
Hab mich offentlich verstiegen und verirrt,
meine Feinde, meine Lieben oft verwirrt,
hab nie konstatiert, perfekt zu sein,
hab mich stets bemuht, nicht so geleckt zu sein,
hab mich au?erst selten angebiedert,
denn mich hat in erster Linie angewidert,
das, was hier in meinem Land so lastig ist:
Fast jeder Nachbar ist ein Doppel- oder Mehrfachmoralist.
Lieber erst einmal zur Seite gehn
und vertrocknet in der Ecke stehn,
niemals mittendrin, nur aus Versehen
sich nicht verrennen, nicht verbrennen,
druberstehn,
niemals lachen uber sich, nur uber irgendwen,
statt Esprit und Witz ein neues Theorem,
nur um Leichtigkeit in Schwere umzudrehn
manchmal sicher nutzlich, meist bequem.
Doch was machen sie, wenn sie die Sterne sehn
in lauen Nachten, die zum Himmel wehn,
sie lassen sich nicht fallen, niemals gehn.
Ist das nicht ein schreckliches Problem,
voller Leid dem Leben meist nur zuzusehn:
Freunde glaubt es mir, das ist das deutsche
Phanomen.
Ach, mir stinkt das neue Biedermeier,
die Verodung unsrer Sprache, die Familienfeier,
keine Nebensatze, nur Parolen,
ja, man schmuckt sich mit der Luge unverhohlen.
Und naturlich gibt es die, die Dir noch in die Augen sehn,
die noch nicht gebuckt durchs Leben gehn,
die nicht mitspielen, wenn die andern Stuck fur Stuck
ihre Selbstachtung verhokern fur ein Gluck,
das nur momentan behaglich ist,
doch am Ende au?erst fraglich ist.
Ach, meine Heimat ist kein Land, wo ich parier,
meine Heimat ist in erster Linie hier,
meine Lieder, meine Sehnsucht, mein Klavier
und ich bin sicher, meine Heimat seid auch Ihr.
Und jetzt wird es Zeit, den Ignoranten,
Neidhammeln und ewig Suffisanten
selbstherrlich, selbstfraulich sykophanten
ewig druberstehenden Intoleranten
auch einmal zuruckzugeben,
denn sie zeigen nichts von ihrem eignen Leben
und besudeln meins, stets aus der Ferne
mit ihrem aufgestauten Frust - ich stell mich gerne
und dann solln sie mir so unversohnlich
wie sie reden, wie sie schreiben, mir personlich
ihren Ha? und Neid Auge in Auge
um die Ohren schlagen, und ich glaube,
wenn so mancher erst mit mir allein ist,
fallt ihm auf, was er fur'n feiges Schwein ist.
Auch ich bin bereit fur weitre Dellen
und vielleicht gelingt es Euch, mich noch zu fallen,
doch was soll's, dann lieg ich eben
und wenn Ihr auf mich schei?t - Ihr schei?t daneben,
denn ich hab genommen und gegeben,
und das Wichtigste gespurt:
mich selbst und so viel Lieb und sattes Leben
Wecker, Konstantin
Wecker, Konstantin
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